Das Postamt in Gehlberg gehörte zu den 4 Postämtern in Thüringen, die nach Vorgaben der Oberpostdirektion von privaten Bauherren errichtet und danach sofort angemietet wurden.1955 erwarb die Deutsche Post das Objekt von den Erben der Gebrüder Schilling.
Nach längerem Leerstand und beginnendem Zerfall wurde das Postamt privat erworben und saniert. Zusätzlich wurde im Dachgeschoss eine Ferienwohnung eingerichtet. In Ergänzung zur Ferienwohnung wurden die Betriebsräume saniert und mit einer postalischen Sammlung erweitert.
Die Ferienwohnung und das Gehlberger Postamt – Museum soll als ein Paket zur Erholung besonders Postgeschichtler und Philatelisten ansprechen. Aber auch Kinder und Jugendlichen könnte der philatelistische Teil Anregungen für das Sammeln von Briefmarken vermitteln.
Die Ausstellung zeigt Blitzlichter von den Anfängen der Post bis kurz nach dem Ende der Staatspost in Deutschland.
So soll u.a. vermittelt werden, dass das Sterben der Postämter eine Zwangsläufigkeit war, bedingt durch den stetigen Zuwachs an Verkehrsmengen und Erwartungen an kurzen Beförderungszeiten von Postsendungen.
Die Geschichte der Post begann mit der Überbringung einzelner Schreiben. Mit der gesellschaftlichen Entwicklung wuchs der Bedarf bei wohlhabenden Bürgern. Die Transportmittel wurden durch Kutschen vergrößert und erste Postagenturen als Sammel- und Ausgabepunkte geschaffen. Die Sendungsmengen nahmen stetig zu und es wurden Postämter zur Konzentration der Verkehrsströme mit einer Eingangs- und Abgangsbearbeitung und Personalverwaltung notwendig.
Zur kostengünstigen Bearbeitung der Sendungsmengen zum Ende des 20.Jhdt. waren große mechanisierte Bearbeitungszentren auf der grünen Wiese unausweichlich. Damit einhergehend war das Ende der Postämter besiegelt und die Geburtsstunde eines reinen Filialnetzes als Verbindung zu den Bearbeitungszentren eingeleitet.
Im Postillion-Zimmer ist die Entwicklung der Post von 1490 bis zum 20.Jahrhundert schwerpunktmäßig dargestellt. Dabei ist auch die postgeschichtliche Entwicklung von Gehlberg mit eingebunden. In der Packkammer des Postamtes werden auf 14 Schautafeln folgende Themen bearbeitet:
Der Erfinder der Briefmarke
Die erste deutsche Briefmarke
Die berühmteste deutsche Briefmarke
Der Gründer der modernen Post
Von der Kaiserzeit bis zur Kapitulation 1945
Der Neubeginn
Die Gründung der Deutschgen Post und der DDR
Der zentrale Kurierdienst der DDR
Der Postzeitungsvertrieb
Der Postkrieg
Luft- und Raumfahrtbelege der DDR
Das Ende der Deutschen Post und der DDR
Das Ende der Staatspost in Deutschland
Der etwas andere Blickwinkel – Postkontrolle in Deutschland
Die Themen wurden sowohl aus der postalischen aber auch aus der Sicht des Philatelisten bearbeitet. Ausführungen und Exponate zur Selbstbedienung und Automation mit Schwerpunkt zur Deutschen Post ergänzen den geschichtlichen Überblick.
Aber auch schon fast vergessenen Arbeitsmittel wie Schnürösen/ Bundschließen, Beutelschließen, Blei- und „Spuck“plomben, Stempel- und Aussacktisch sowie ein Beutelgestell zum „Versacken“ der Postsendungen können besichtigt werden. Wer kennt auch noch Postmietverpackungen, Zeitungswickel oder Lottokisten der Deutschen Post?
In einem weiteren Betriebsraum sind Aspekte zur Entwicklung des Filialnetzes nach der Wiedervereinigung dargestellt.
Die Schalterhalle ist detailgetreu eingerichtet und vermittelt die Aura der nicht mehr existenten Postämter. Auf Wunsch können auch Sammlungen, wie die Marke auf Marke, Irrtümer auf Briefmarken, eine Heimatsammlung von Arnstadt, Einschreibnummernzettel, Automatenmarken und Markenheftchen aus aller Welt und weitere Spezialsammlungen zu Ulbricht und der sowjetischen Besatzungszone besichtigt werden. Das erfolgt jedoch nur auf besonderen Wunsch, da die jeweiligen Sammlungen nicht vor Ort gelagert sondern dann zur Besichtigung mitgebracht werden.
Umfangreiche Literatur zur Postgeschichte aber auch zum Betriebsdienst kann ein Gast der Ferienwohnung auf Wunsch nebenbei studieren.
Das Thüringer Postamt - Museum ist nur nach fernmündlicher Absprache unter 0171-22 44 839 zu besichtigen.